Ein Menü so bunt wie der Sommer in Schumanns Garten
22. Juli 2025
In meiner Halleschen Heimat sagte man mitunter: “Es regnet Schusterjungen". Daran muss ich schmunzelnd denken, als wir an diesem Mittjulisonntag in Weißenfels aus dem Zug steigen. Wie passend für die "Schuhstadt" und wie unpassend für den Plan, im Restaurant Schumanns Garten auf der Sonnenterrasse zu sitzen, um ein Mittagsmenü einzunehmen.
Der Fußweg vom Bahnhof über die Pfennigbrücke zur Promenade ist glücklicherweise kurz. Die breite Straße beeindruckt mit mehreren restaurierten fast herrschaftlichen Häusern auf der einen Seite und einer parkähnlichen Anlage mit Springbrunnen gegenüber. Schumanns Garten kann man nicht übersehen. Das imposante Gebäude wurde, wie man in der Speisenkarte lesen kann, 1870 als Unterhaltungs-, Vergnügungs- und Tanzlokal errichtet und erlebte ein sehr wechselhaftes Schicksal, bis hin zum Verfall gegen Ende der DDR. Mit der Neugestaltung der Promenade ist es insbesondere der Integra Weißenfelser LandgGmbH zu verdanken, dass das denkmalgeschützte Gebäude zu einem neuen, ganz besonderen Leben erweckt wurde. Es entstand ein Hotel mit Restaurant und Tagungszentrum als ein Bereich der geschützten Werkstätten, in dem Menschen mit Behinderung die Möglichkeit haben, zusammen mit ausgebildetem Personal, in der Küche, auf der Etage und im Service eine sinnhafte Beschäftigung auszuüben. Für uns steht im Gastraum ein reservierter Tisch bereit, in einem Nebenzimmer haben sich Gäste offensichtlich zu einem Brunch getroffen, vielleicht eine Geburtstagsfeier. Während unseres Aufenthaltes bleiben wir im Restaurant die einzigen Gäste, vier Servicekräfte kümmern sich um uns. An den Wochenenden sind in der Regel keine Mitarbeitenden mit Behinderung eingesetzt, erfahren wir auf Nachfrage, so ist das Werkstattkonzept.
![]() |
![]() |
|
Pfifferlinge und andere Sommergenüsse auf den Tellern |
Ein Dessert, das glücklich macht unterstreicht das Credo des Hauses |
Die von uns gewählte Vorspeise wollen wir teilen. Für 9,80 € bekommen wir drei herzhafte Bruschetta, nicht nur klassisch mit Tomatenwürfeln, Rucola und Grana Padano, sondern auch mit Pfifferlingen, auf denen eine Wachtelspiegelei drohnt. Die Pfifferlinge geben einen besonderen Wohlgeschmack. Die Baguettscheiben sind leicht in Butter angebraten und noch warm, ein erster Genuss. Die Weinauswahl braucht etwas Zeit, insbesondere weil man sich die Mühe gemacht hat, jedem der hier aufgeführten regionalen Weine einen Steckbrief zu geben. Mich lockt der Grauburgunder „Goldener Steiger" vom Geiseltalsee, der genau, wie zu lesen, fruchtig duftend nach Birne und Ananas fast goldgelb im Glas daher kommt (0,2 l/6,80 €). Mein Mann, eher ein Rotweintrinker, nimmt einen roten Cuvée vom Weingut Dr. Hage, der als vielfacher Speisenbegleiter mit Aromen von dunklen Beeren beschrieben wird (0,2 l/4,90 €). Während der Weiße gut gekühlt ist, kommt der Rotwein leider zu warm, mit der berüchtigten "Rotweinzimmertemperatur“ auf die Zunge.
Die Hauptgänge überzeugen geschmacklich, mengenmäßig und von der Anrichteweise. Das Lieblingsgericht meines Mannes, geschmorte Rinderroulade (21,10 €), ist genau so auf der Karte vertreten, wie verschiedene Schnitzelvariationen (ab 17,80 €). Seine Wahl fällt heute auf eine gebratene Hähnchenbrust, gefüllt mit Feta, Tomaten und Kräutern auf Pfifferlings-Rahmtagliatelle (23,40 €). Von den fleischfreien Hauptgangsvarianten entscheide ich mich für das vegane Ebly-Risotto mit buntem Grillgemüse, veganem Käse und gerösteten Pinienkernen (15,60 €). Jeweils dazu werden der Saison entsprechende knackige Salatbeilagen gereicht. Das bunte Grillgemüse schmeckt würzig und fruchtig, ähnlich einem Ratatouille und ist der eigentliche Hauptbestandteil meines Gerichtes. Das „Risotto“ hingegen gleicht eher einer geschmacksneutralen Sättigungsbeilage. Insgesamt sind wir beide jedoch sehr zufrieden.
Ein Eierlikörparfait (8,60 €) soll den Abschluss des Menüs bilden, ein nicht zu unrecht als krönend zu bezeichnender Abschluss. Fast kunstvoll, wie ein Stilleben, thront ein geschnitzter Apfelschwan neben dem Halbgefrorenen und einem Schälchen warmen Kirschkompotts. Ein liebevoll ausdekoriertes Dessert, das optisch und geschmacklich keine Wünsche offen lässt. Wie schön, dass inzwischen die Sonne die Regenwolken vertrieben hat. So nehmen wir nach diesem reichlichen und leckeren Menü, an Stelle eines Digestifs, den kurzen Anstieg zum Weißenfelser Schloss, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die "Schuhstadt" und weit ins Land hat.
Kontakt, Öffnungszeiten Schumanns Garten
Promenade 11 |
Montag bis Freitag und Sonntag 12-14 Uhr |